In 5 Schritten zum perfekten Wurftraining
Dec 13, 2024In unserem Handballsport gibt es eine Menge Anforderungen in verschiedenen Bereichen, die am Ende dazu führen, dass eine Mannschaft einen Angriff mit einem Torerfolg abschließt. Dazu gehören Kooperationen von 2 oder mehr Spielern, Körpertäuschungen, Kreuzungen, Wurf- und Passtäuschungen und und und… Jedoch nutzen auch die besten Auftakthandlungen und Kombinationen nichts, wenn der finale Wurf am Ende nicht im Tor landet. Schlussendlich entscheidet immer die Wurfqualität am Ende eines Angriffes darüber, ob ein Tor erzielt wird oder nicht. Dabei kann in einem extrem schlechten Angriff ein sehr starker Wurf zu einem Tor führen, obwohl alle Aktionen davor verkorkst waren. Andersrum kann auch ein herausragend guter Angriff mit einer klaren Torchance, durch einen schlechten Wurf irrelevant werden und den Gegner in Ballbesitz oder auch in eine direkte Gegenstoß Situation bringen.
Deswegen sollte ein effektives Wurftraining auf jeden Fall immer mal wieder Bestandteil deines Mannschaftstrainings sein. Natürlich, sollten deine Spieler in jeder Trainingseinheit genug Würfe von ihren Positionen bekommen, dass sie immer im Flow bleiben und sich im Abschluss verbessern. Von Zeit zu Zeit und gerade in der Saisonvorbereitung, wo wir noch die ein oder andere Einheit mehr einschieben können, bietet es sich an auch ganze Trainingsblöcke dem Wurftraining zu widmen. Aus diesem Grund möchte ich dir in 5 einfachen Schritten zeigen, wie du das perfekte Wurftraining für deine Mannschaft aufbaust.
Schritt #1 - Arbeite immer positionsspezifisch
Wenn du den Weg zu diesem Artikel gefunden hast, bist du höchstwahrscheinlich Trainer im Seniorenbereich. Alle Inhalte auf meiner Website sind für Seniorentrainer, du kannst dir natürlich aber auch als Jugendtrainer etwas wertvolles aus den Beiträgen ziehen :)
Also, da das geklärt ist, können wir uns auf den Seniorenbereich spezialisieren, hier geht es nicht mehr darum, dass deine Spieler auf möglichst vielen Positionen eingesetzt und verbessert werden, sondern dass deine Spieler exakt auf ihrer besten Position immer und immer besser werden. Deswegen solltest du auch im Wurftraining Positionsspezifisch trainieren.
Natürlich kommt es immer mal wieder vor, dass du Spieler hast, die 2 Positionen im Spiel bekleiden, z.B. Linksaußen und Rückraum Mitte oder auch Rückraum Links und Rückraum Rechts (Bei Mangel an Linkshändern :D). Dann sollten diese Spieler trotzdem Wurftraining für die Position bekommen, wo sie hauptsächlich eingesetzt werden. Wenn diese Verteilung wirklich 50/50 ist, dann bekommen sie Wurftraining für beide Positionen.
Die 1. Sache, die du also immer im Hinterkopf behalten sollst, ist dass du positionsspezifisch trainierst. Ein Linksaußen bekommt Würfe von Eckaußen, von Linienaußen, von Außen nach einem Zweikampf und auch mal nach einem Einlaufen vom Kreis. Du kennst dein Spielsystem und deine Spieler. Wenn dein Außenspieler im Spiel zu 90% aus der Ecke zum Torabschluss kommt und so gut wie nie über Linienaußen oder vom Kreis nachdem er eingelaufen ist, dann liegt hier auch dein Fokus im Wurftraining. Du möchtest exakt die Anforderungen trainieren, die im Spiel immer wieder vorkommen und dir den größten Vorteil bringen. Wir befinden uns nicht im Profibereich, wo du jede Woche 10 Einheiten zur Verfügung hast und an jeder kleinsten Anforderung arbeiten kannst. Und selbst hier würden viele Trainer deutlich bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie sich ans 80/20-Prinzip halten würden.
Schritt #2 - Teile deine Mannschaft und benutze die ganze Halle
Sobald du 2 Torhüter zur Verfügung hast, gibt es keinen Grund nicht auch die ganze Halle zu benutzen. Dadurch können deine Spieler doppelt so viele Würfe bekommen, sind deutlich aktiver und auch beide Torhüter haben die Möglichkeit sich gleichzeitig zu verbessern.
Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie du deine Mannschaft aufteilen kannst. Bei den folgenden Beispielen gehen wir davon aus, dass in deiner Mannschaft jede Position doppelt besetzt ist.
1. Einteilung - Rückraum & Außen + Rückraum & Kreis
Gruppe 1: 2x Linksaußen, 2x Rechtsaußen, 3x Rückraumspieler
Gruppe 2: 2x Kreisläufer, 3x Rückraumspieler
Falls du hier auf biegen und brechen 2 gleichgroße Gruppen haben möchtest, dann kannst du auch folgende Einteilung benutzen, es ist aber nicht schlimm, wenn eine Gruppe größer ist.
Gruppe 1: 2x Linksaußen, 2x Rechtsaußen, 2x Rückraumspieler
Gruppe 2: 2x Kreisläufer, 4x Rückraumspieler
2. Einteilung - Linke Seite & Rechte Seite getrennt
Gruppe 1: 2x Linksaußen, 2x Rückraum Links, 1x Rückraum Mitte, 1x Kreisläufer
Gruppe 2: 2x Rechtsaußen, 2x Rückraum Rechts, 1x Rückraum Mitte, 1x Kreisläufer
Beide Variationen haben ihre Daseinsberechtigung und du kannst sie immer mal wieder abwechseln, um deine Spieler nicht zu langweilen. Natürlich gibt es noch mehr Möglichkeiten, wie z.B. die Rückraumspieler in eine Gruppe zu packen und deine Außenspieler mit den Kreisläufern zusammenzulegen. Hier gibt es kein besser oder schlechter, du musst dein Training nur entsprechend planen.
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Schritt #3 - Die korrekte Aufgabenverteilung
Um dein Wurftraining effektiv und mit den größtmöglichen Transfereffekten aufs echte Handballspiel zu gestalten, solltest du auf 2 Anforderungen achten. Erstens, eine hohe Wurfanzahl und zweitens, eine Belastung die etwas höher ist, als im Spiel, sodass deine Spieler trotz Ermüdung noch immer konzentriert werfen.
Warum etwas höher als im Spiel?
Im Training geht es darum, deine Spieler auf das Spiel vorzubereiten, das geht natürlich nur, wenn deine Spieler allen Belastungen des Spiels bereits im Training ausgesetzt waren. Für eine optimale Vorbereitung, sollten deine Spieler also bereits durch das Training in der Lage sein, etwas mehr zu leisten, als im Spiel gefordert wird.
Diese Anforderungen erreichen wir durch eine sehr simple Struktur, die deinen Spielern nach der harten Arbeit dann auch immer genug Pausen gibt, und zwar in einem Rotationssystem. Wenn du z.B. 2 Positionen gemeinsam auf einer Hallenhälfte trainieren lässt und damit insgesamt 6 Feldspieler hast, dann kann die Aufgabenverteilung so aussehen:
Erklärung der Aufgaben
Werfen: Aktiver Spieler, der das Wurftraining durchführt.
Pause: Nach dem Werfen, eine komplette Runde Pause.
Am Ballwagen: Fängt die Bälle, die ihm von den Ballsammlern zugeworfen werden und packt sie in den Ballwagen.
Bälle sammeln: Sammeln die Bälle ein und werfen sie zum Spieler am Ballwagen, damit der aktive Spieler immer genug Bälle zur Verfügung hat.
Passgeber: Gibt die Pässe aus der Nähe vom Ballwagen zum aktiven Spieler.
Hier siehst du den beispielhaften Aufbau eines Wurftrainings für Außenspieler auf einer Hallenhälfte. Alle Spieler haben eine Aufgabe und du als Trainer kannst dich auf die Korrekturen konzentrieren.
Als Trainer musst du dich dann "nur noch" darum kümmern, dass der Ablauf exakt so ist, wie du ihn haben willst. Also gibst du durch kurze Kommandos Hinweise an den Werfer und Passgeber, wenn sie nicht genau wissen, welcher Wurf/Pass als nächstes kommt. Wenn das sichergestellt ist, dann ist es natürlich deine Hauptaufgabe, dem Werfer durchgehend Feedback zu geben und ihn zu motivieren. Wenn du als Trainer richtig Stimmung machst und deinen Werfer pusht, dann werden auch die anderen Spieler mitmachen und es entsteht eine richtig geile, positive Stimmung während deinem Wurftraining.
Schritt #4 - Arbeite mit der richtigen Intensität
Laut offiziellen Angaben hat der DHB ca. 760.000 Mitglieder in 4.200 Vereinen. Bei dieser riesigen Anzahl von Spielern und zahlreichen Ligen von Kreisklasse bis zur Bundesliga, gibt es natürlich keine globale Lösung, wie du die exakt richtige Intensität für deine Mannschaft oder im besten Fall für jeden einzelnen Spieler deiner Mannschaft wählst. Ich möchte dir an dieser Stelle jedoch ein paar Tipps geben, wie du die richtige Intensität finden kannst. Dazu betrachten wir 3 Kernelemente aus denen du dein Wurftraining aufbaust.
1. Wurfsituationen:
Überlege dir als erstes 2-3 unterschiedliche Wurfsituationen für jede Position, die du trainieren möchtest. Zum Beispiel für Außenspieler: Wurf von Eckaußen, Wurf von Linienaußen mit Absprung über das falsche Bein, Wurf von Eckaußen mit sehr kleinem Winkel.
2. Sonderaufgaben:
Jetzt suchst du nach einer Möglichkeit, wie du diese Wurfsituationen miteinander verbindest um insgesamt eine geschmeidige Übung herzustellen. Hier kannst du mit Markierungen, Linien oder sonstigen Hilfsmitteln arbeiten. Bleiben wir im Beispiel für Außenspieler: Wurf von Eckaußen, danach direkt Mittellinie ansprinten - Wurf von Linienaußen mit Absprung über das falsche Bein, danach direkt zurück in die Ecke und kurz auf einen Kasten setzen, der in der Ecke steht, schnell aufstehen - Wurf von Eckaußen mit sehr kleinem Winkel, danach direkt 7-Meter Linie anlaufen und wieder in die Ecke um den Ablauf neu zu starten.
3. Wiederholungsanzahl:
Als letztes Puzzleteil musst du nur noch festlegen, wie häufig deine Spieler diese 2-3 unterschiedlichen Wurfsituationen am Stück machen müssen. Hier hat sich aus meiner Erfahrung eine Anzahl von 6-12 Würfen als vernünftig herausgestellt, dementsprechend könntest du den ganzen Ablauf 2-6 Mal wiederholen lassen, je nachdem ob du 2 oder 3 verschiedene Wurfsituationen hast. In unserem Beispiel: Die Außenspieler sollen den Ablauf 3 Mal machen, dadurch entstehen insgesamt 9 Würfe, 6 von Eckaußen und 3 von Linienaußen.
An dieser Stelle musst du wirklich individuell auf deine Spieler eingehen. Es kann natürlich sein, dass du auf der gleichen Position 2 Spieler hast und für Spieler Nr. 1 sind 3 Durchgänge zu wenig, dann erhöhst du einfach auf 4 Durchgänge. Für den anderen sind 3 Durchgänge aber bereits das absolute Maximum oder zu viel, dann kannst du die Anzahl der Durchgänge einfach auf 2 reduzieren. Dadurch musst du dir keine anderen Übungen ausdenken, sondern steuerst die Intensität einfach nur über die Wiederholungsanzahl.
Schritt #5 - Korrigiere, lobe, motiviere bei jedem Wurf
Wenn du dein Wurftraining wirklich so effektiv strukturiert hast, wie ich es dir in Schritt #3 gezeigt habe. Dann hat jeder Spieler eine Aufgabe und du kannst dich als Trainer auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren. Bitte nimm dir wirklich zu Herzen, dass du nicht für die Pässe zuständig bist und auch nicht dafür die Bälle einzusammeln, wenn die Übung läuft. Deine Spieler sind beim Training um sich zu bewegen und besser im Handball zu werden. Du bist beim Training, um deine Spieler zu verbessern, zu korrigieren, zu loben und zu motivieren. Du tust deinen Spielern also einen großen Gefallen, wenn sie alle notwendigen Aufgaben erledigen, damit die Übung laufen kann und du dich selber auf die wichtigen Korrekturen konzentrierst, für die du als Trainer engagiert wurde. Das kannst du dir ein bisschen wie in einem Unternehmen vorstellen. Du bist der Geschäftsführer und leitest deine Mitarbeiter (Spieler) an, die alle notwendigen Aufgaben übernehmen, damit der Laden am Laufen gehalten wird. Du bist dafür zuständig die Spieler zu koordinieren und zu korrigieren, aber nicht dafür zuständig, die Aufgaben selber zu machen.
Also, sorge im Training dafür, dass du genug Fokus auf deine Korrekturen hast und korrigiere den aktiven Werfer nach jedem Wurf. Wenn es nichts zu korrigieren gibt, dann lass es ihn durch ein Lob und Motivation wissen. Indem du deine Spieler durchgehend lobst und Stimmung in der Halle erzeugst, entsteht eine ganz andere Energie zwischen dir und den Spielern, als wenn du einfach nur die Pässe spielst, aber dich nicht wirklich in die Übung einbringst. Etabliere also eine Kultur, in der sich deine Spieler gegenseitig anfeuern, motivieren und loben, indem du es selber durchgehend machst und es ihnen dadurch vorlebst.
Wenn du diese 5 Schritte exakt so umsetzt, wie du es in diesem Artikel gelesen hast, dann wird dein nächstes Wurftraining ein voller Erfolg und du wirst es liebend gerne immer mal wieder ins Training einbauen.
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deiner Mannschaft und wir sehen uns in der Halle,
Malte.
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